Prof. Dr. med. Annette D. Wagner
Oberärztin, Ermächtigungs-Ambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover
Oberärztin, Ermächtigungs-Ambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover
Die Diagnose seltener Erkrankungen stellt trotz großer Fortschritte in der Diagnostik weiterhin eine Herausforderung für Ärzte, Patienten und das Gesundheitssystem dar. Im Durchschnitt liegen zwischen Symptombeginn und Diagnosestellung etwa sechs Jahre, eine Zeit, in der Fehldiagnosen eine adäquate Behandlung der Patienten verzögern können. Bis zur Diagnose konsultiert der Patient dabei durchschnittlich sieben verschiedene Ärzte.
Die verzögerte Diagnose ist hierbei verbunden mit zahlreichen medizinischen, persönlichen und finanziellen Konsequenzen. Als Hauptgründe für die verzögerte Diagnosestellung bei seltenen Erkrankungen werden ein Mangel an Kenntnis und Bewusstsein in Bezug auf seltene Erkrankungen angenommen. Die Seltenheit der Erkrankungen limitiert dabei die Möglichkeit praktischer klinischer Erfahrung. Aufgrund dieser Tatsache können digitale Diagnoseunterstützungssysteme zukünftig bei der Diagnosestellung seltener Erkrankungen hilfreich sein.
Bei der retrospektiven Evaluierung des AdaDX Diagnoseunterstützungssystems wurde untersucht, welchen Einfluss die Verwendung einer solchen Anwendung auf die Zeitspanne bis zur Diagnosestellung hat. In 54 Prozent der Fälle hat Ada frühzeitig eine Diagnose vorgeschlagen. In 38 Prozent der Fälle erfolgte frühzeitig ein korrekter Diagnosevorschlag. In 33 Prozent sämtlicher Fälle erfolgte der korrekte Diagnosevorschlag bereits zum ersten dokumentierten Zeitpunkt.
Eine weitere Arbeit hat ergeben, dass die Gesundheitskosten dank des Einsatzes des AdaDX-Diagnoseunterstützungssystems um bis zu 50% geringer ausfielen. Ursächlich hierfür ist die Vermeidung wiederholter Analysen und invasiver Untersuchungen. Der korrekte Einsatz von KI kann somit im klinischen Alltag den Weg zur Diagnose verkürzen, die Lebensqualität der Patiet:innen steigern und die Gesundheitskosten senken.
Um die Möglichkeiten der Diagnose-Systeme besser ausschöpfen zu können, ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von KI-Partnern, Ärzt:innen und Patient:innen und den entsprechenden Selbsthilfeorganisationen notwendig. Alle Beteiligten sollten eine Evaluation der digitalen Diagnoseunterstützungssysteme fördern.